Frage 1: Die Jahnstraße wird von vielen Schülern und berufstätigen Radfahrern genutzt und ist gleichzeitig vom Auto-Verkehr hoch frequentiert. Was halten sie von der Ausweisung der Jahnstraße als Fahrradstraße (wahlweise mit Zulassung für Kfz, dann aber ganzjährig mit Tempo 30)?
Die Jahnstraße sollte Teil einer „Radachse“ mit Vorrang für Radfahrer werden. Der KFZ-Durchgangsverkehr kann voraussichtlich problemlos über die Bahnhofstraße und B26 geleitet werden. Dies ist durch Modellberechnungen im Rahmen des Verkehrsentwicklungsgutachtens zu zeigen. Schule, Gewerbe und Freizeiteinrichtungen müssen jedoch weiterhin für den KFZ-Anliegerverkehr (z.B. Schulbus) erreichbar sein. Durch welche konkreten verkehrsrechtlichen und/oder baulichen Maßnahmen diese Ziele am Besten erreicht werden können, muss intensiv im Rahmen der Erstellung des Verkehrsentwicklungsplans diskutiert und entschieden werden. Die Ausweisung einer Fahrradstraße mit „Anliegerverkehr frei“ könnte eine passende Lösung sein.
Frage 2: Viele Städte haben sich inzwischen vorgenommen den Fahrradanteil am Verkehr zu erhöhen. Was sind ihre 3 wichtigsten Ansätze dazu?
a) Ausweisung und bauliche Ertüchtigung von Radachsen in unserem Stadtgebiet, die als überörtliche Verbindungswege weitergeführt werden, also durchgehende Radwege in ausreichender Breite und mit Vorfahrt für den Radverkehr.
b) Bereitstellen einer fahrradfreundlichen Infrastruktur: ausreichend Radabstellanlagen an passenden Standorten (vor Einzelhandel oder ÖPNV-Haltestellen), Schließfächer für Helm oder Pedelec-Akku, Pedelec-Ladestationen.
c) Damit der Radanteil beim Berufsverkehr steigt, sollten Arbeitgeber ebenfalls fahrradfreundliche Infrastruktur vorhalten, z.B. auch Umkleidemöglichkeiten oder Duschen. Die Stadt könnte die Arbeitgeber zu einem runden Tisch einladen und gemeinsam mit Unternehmen einen Rad-Aktionsplan erarbeiten.
Frage 3: Die alte Mainbrücke sorgt für viel Verkehr in der Stadt. Gleichzeitig ist sie zu schmal für einen sicheren Verkehr von Radfahrern und Autofahrern in beide Richtungen. Wie ist Ihre Meinung zur einseitigen Sperrung der alten Mainbrücke zugunsten von Rad- und Fußverkehr?
Eine Einbahnregelung auf der Alten Mainbrücke mit Durchfahrt von Sendelbach Richtung Lohr halte ich zum jetzigen Informationsstand für vertretbar. Der dadurch gewonnen Platz könnte den Rad- und Fußverkehr zur Verfügung gestellt werden. Brücken sind städtebaulich bedeutsame Orte, die im Sommer bspw. auch zum Verweilen und Flanieren einladen, gerade wenn der Autoverkehr reduziert und klar abgegrenzt ist. Bei einer Sanierung der Alten Mainbrücke könnten dann auch die links und rechts nachträglich angebrachten Betonauskrakungen zur Verbreiterung der Brücke zurückgebaut werden. Dadurch würde die Brücke aus Sicht der Denkmalpflege stark aufgewertet werden. Man sollte solche Verkehrsmaßnahmen testen, Erfahrungen sammeln und dann entscheiden, ob man die Einbahnregelung beibehält oder nicht. Zu bedenken ist ferner, dass die Brücke für den Rettungsverkehr auch in Richtung Sendelbach offen bleibt. Gleiches gilt für eine vorübergehende Sperrung der Osttangente auf Grund von Hochwasser.
Frage 4: In der Stadtverwaltung sind heute die verschiedensten Bereiche zuständig für den Verkehr. Es gibt aber niemanden, der für den Rad-Verkehr als zentraler Anlaufstelle die Verantwortung trägt. Wie ist ihre Meinung zu einer Institutionalisierung der Förderung des Rad- und Fußgängerverkehrs bei gleichzeitiger Ausstattung mit einem Budget?
Eine Ansprechperson für die Belange von Rad- und Fußverkehr bei der Stadtverwaltung ist sinnvoll. Daneben schlage ich vor, regelmäßig einen runden Tisch einzuberufen, an dem all die Personen teilnehmen, die von diesem Thema betroffen sind, also z.B. Bauamt, Verkehrsrecht, Schulen, Radinitiative. Dort wird die Umsetzung von Maßnahmen besprochen und überwacht. Dazu ist auch ein Budget notwendig. Wichtig ist mir, dies auf Grundlage einer klaren Beschlusslage zum Verkehrsentwicklungskonzept zu tun.
Frage 5: Wenn der Rad-Anteil im Verkehr erhöht werden soll, so führt das zwangsläufig durch den begrenzten Verkehrsraum zu Einschränkungen des motorisierten Individualverkehrs zugunsten Fuß- und Radverkehr. Wie sehen sie das? Wären sie z.B. bereit dafür Parkplätze “zu opfern”?
Wer den Anteil von Fuß- und Radverkehr steigern will, muss den zur Verfügung stehenden Verkehrsraum gerecht aufteilen. Dies muss nicht zwangsläufig zulasten des Autos gehen. Beim Parkdeckneubau wachsen die Parkplätze in die Höhe, dafür kann der Parkraum an der Westtangente anders genutzt werden. Generell müssen wir den Verkehrsraum priorisieren: Es gibt Straßen, dort hat der KFZ-Verkehr klar Vorrang (Tangentenring), Verkehrsachsen, die für den Radverkehr optimiert sind und Wege, die Auto und Fahrrad gleichberechtigt und möglichst konfliktfrei nutzen. Entsprechend dieser Priorisierung ist der Verkehrsraum mal zugunsten des KFZ-, Rad- oder Fußverkehrs aufzuteilen.
Frage 6: Die Stadt Würzburg sorgt durch finanzielle Unterstützung von Lastenrädern zu deren Verbreitung. Können sie sich dies auch für Lohr vorstellen?
Ein Förderung zur Anschaffung von Rädern halte ich nicht für sinnvoll. Wichtig ist, dass die Fahrräder auf der Straße mehr werden und nicht in der Garage. Angesichts der knappen Stadtkasse würde ich das Geld in effektivere Maßnahmen für die Förderung des Radverkehrs stecken.
Frage 7: Abschließende Frage, die bitte nur mit Ja oder Nein beantwortet werden soll. Unterstützen Sie eine Mitgliedschaft der Stadt Lohr in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen?
Ja.